Warum haben wir eigentlich so viel Angst vor dem Älterwerden -Ein Plädoyer für die Vorfreude aufs Alter

Wie geht es Ihnen, wenn Sie das Wort Alter hören? Kommt da Freude auf oder haben Sie spontan kein gutes Gefühl im Bauch? Wie ist Ihre Vorstellung vom Älterwerden? Sehen sie sich womöglich gebrechlich in einem Rollstuhl oder eher irgendwo am Strand sitzen, fröhlich in ihrem Garten werkeln oder beim Spielen mit ihren Enkelkindern? Wie kann es sein, dass unsere Vorstellungen vom Älterwerden oft eher negativ behaftet sind?

Wenn ich in meinem Umfeld frage: „Freust Du Dich eigentlich aufs Alter?“, lautet bei 95% der Befragten die Antwort: „Ich freue mich auf die Rente.“ Wenn ich dann weiter frage: „Worauf freust Du Dich denn besonders?“, ist die Antwort häufig: „Dass ich nicht mehr arbeiten muss.“ Wie schade! Weiter in die Zukunft sehen die meisten von uns erst einmal nicht. Ich halte das für ein großes Versäumnis. Denn es ist wie mit Weihnachten: Plötzlich ist es der 24. Dezember, und so ähnlich ist es mit der Zeit des Beginns der Rente. Der Zeitpunkt kommt viel schneller als gedacht, und gefühlt haben wir doch eigentlich noch so viel Zeit.

Der gedankliche Fokus richtet sich überwiegend auf die unmittelbare Zeit der Berentung. Nur vereinzelt machen sich manche eine Vorstellung davon, wie sie im Alter leben möchten. Noch weniger Menschen lassen ihren Wünschen freien Lauf, schmieden Pläne oder haben Ideen, die später Realität werden. Die meisten sagen: „Das überlege ich mir, wenn es soweit ist. Ich weiß ja gar nicht, wie es mir dann gesundheitlich geht, ob ich noch reisen kann und was sonst noch möglich ist“. Aus meiner Sicht ein klarer Denkfehler! Wir verpassen mit dieser Haltung die Möglichkeit, unser späteres Leben gut vorzubereiten und vor allem die passenden Weichen zu stellen. Ich bin der Auffassung, dass es hilfreich und gesundheitsfördernd ist, sich frühzeitig auf diese Lebensphase einzustellen. Ich konnte in meinem Umfeld feststellen, dass viele Menschen diese Lebensphase und ihre möglichen Auswirkungen unterschätzen bzw. gar nicht im Blick haben. Dass aber bereits vor einem möglichen Rentenbeginn negative Veränderungen und leider häufig bedingt durch einen ungesunden Lebensstil gesundheitliche Einschränkungen in der Lebensmitte auftreten können, ist nach meinen Erfahrungen vielen nicht bewusst. Noch weniger ist ihnen bewusst, dass sie zu einem hohen Prozentsatz diese negativen Auswirkungen gezielt vermeiden oder reduzieren könnten, denn 70 % aller chronischen Erkrankungen sind lebensstilbedingt!

Warum sehen wir das Alter – wann beginnt das eigentlich? – als etwas so Negatives an? Welche Bilder von alten Menschen werden in der Gesellschaft jüngeren Menschen vermittelt? Meiner Meinung nach muss sich dringend an diesem Mindset etwas ändern. Begriffe wie „Best Ager“ oder „Silver Agers“ helfen dabei nicht weiter. Es gibt vielmehr so viele positive Beispiele von hochbetagten Menschen, die trotz ihres Alters zufrieden und glücklich ihren Alltag leben und sogar optimistisch in die Zukunft sehen. Warum sehen wir diese Menschen so selten in der Werbung oder in Fernsehfilmen?

Ein gutes Bespiel, dass es auch anders möglich ist, sind die Menschen in den sogenannten „Blue Zones“. Darüber ist eine spannende Dokumentation erschienen (Wie wird man 100 Jahre alt? Die Geheimnisse der Blauen Zonen, Netflix 2023), die ich Ihnen wärmstens empfehlen kann. Diese Blue Zones sind überall auf der Welt verteilt. Die Macher der Dokumentation haben erforscht, warum in diesen Gegenden überdurchschnittlich viele Hundertjährige leben. Was ist deren Geheimnis und was können wir von Ihnen lernen? Die Annahme, dass mit dem Alter alles schwerer wird und Krankheiten naturgemäß auftreten müssen, wird hier eindrucksvoll widerlegt. In allen Blue Zones konnten die Forscher Übereinstimmungen im Lebenswandel feststellen. So haben diese Menschen z.B. einen hohen natürlichen Bewegungsanteil im Alltag, sie sind integriert in der Gesellschaft, sie empfinden nach eigenen Aussagen einen Sinn in ihrem Leben und essen zudem überwiegend pflanzenbasiert und proteinreich. Also alles machbar, finden Sie nicht? Bestimmt wollen auch Sie sich nicht im höheren Lebensalter damit zufrieden geben, still leidend Einschränkungen als gegeben hinzunehmen.

In meiner Beratung ist es mir wichtig, aufzuzeigen, wie schon häufig kleine, aber sehr konsequente Veränderungen im Lebensstil bereits in jüngeren Jahren einfach umsetzbar sind und ungemein positive und entlastende Wirkungen entfalten können. Nach meiner Erfahrung schrecken die meisten Menschen vor zu großen Veränderungen zurück, finden schnell Argumente, warum Veränderungen zu diesem Zeitpunkt für sie nicht möglich sind. Wichtig ist es aber gerade in Zeiten, in denen es unmöglich erscheint, gewisse gesundheitsförderliche Routinen in den Alltag einzubauen. Je mehr wir diese verinnerlicht und sie als selbstverständliche Routine etabliert haben, desto leichter fallen sie uns und desto eher bleiben wir dran. Aber der Hauptnutzen, den wir aus diesen Routinen ziehen, ist eine wertvolle Sensibilität der eigenen Gesundheit gegenüber. Wir merken schneller, wenn uns etwas schwerer als üblich fällt und können direkt gegensteuern. Wir verhindern, dass diese Beschwerden sich manifestieren. Der Aufwand ist viel geringer, als wenn wir die ersten Symptome ignorieren und sich diese möglicherweise noch verschlimmern.

Ich höre häufiger in meinen Beratungen: „Ich möchte nicht alt werden, ich habe Angst vor dem Alter“. Wovor haben wir konkret Angst? Woher kommt dieses Schreckgespenst, dass im Alter alles schlechter wird und das Leben eigentlich schon vorbei ist? Wo bleibt die Freude, von dem Wissen und den Erfahrungen, die wir in unserem Leben sammeln durften, im Alter zu profitieren, mehr Gelassenheit zu haben und eine gewisse innere Ruhe zu verspüren?

Natürlich können mit höherem Alter körperliche Einschränkungen einhergehen, aber sie müssen es nicht. Es ist kein zwangsläufiger Prozess, dass die Energie, die Lebensfreude und Bewegungsmöglichkeiten immer weiter versickern wie eine Pflanze, die nicht mehr gegossen wird. Wir haben es in der Hand, aktiv daran etwas zu ändern. Bestimmt denken einige von Ihnen jetzt: Das ist echt ein alter Hut, natürlich kann ich schon jetzt die kommenden Jahrzehnte durch meinen Lebensstil positiv beeinflussen. Aber machen Sie das auch?

Wenn ja, machen Sie das 1x mal im Monat, 1x mal in der Woche oder jeden Tag? Wie ist Ihr Mindset mit 25, 35, 50 Jahren gewesen, wenn Sie an das Alter gedacht haben? Bis zum 50. Lebensjahr war es bestimmt recht weit weg, aber dann treten häufig und vielleicht zum ersten Mal ernsthaftere gesundheitliche Probleme oder bei Frauen Einschränkungen durch die Wechseljahre auf. Bei vielen verstärkt sich dann das Unbehagen gegenüber dem Alter.

Ich möchte heute eine Lanze für ein positives Mindset zum Älterwerden brechen: In der heutigen modernen Gesellschaft geht es oft um das Funktionieren, um die Selbstoptimierung, um Statussymbole, um vieles, was mit einem hohen persönlichen, zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden ist. Und haben wir unser vorgenommenes Ziel erreicht, kommt das nächste direkt um die Ecke oder die nächste Herausforderung steht unmittelbar vor der Tür. Wieder glauben wir, keine Zeit zu haben, um zu feiern oder das gerade Erreichte einfach zu genießen. Und so hetzen wir durch die Jahre, die oft als „Rush Hour des Lebens“ beschrieben werden. Herausforderungen gibt es vielfältige, sei es privat oder beruflich. Kommen dann noch ernsthafte Krisen hinzu, wie Erkrankungen in der Familie und Jobverluste, oder belastende Faktoren im Außen, wie aktuell in einem großen Ausmaß von Kriegen, Inflationsängsten, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, dann kann es schnell zu viel für unsere Energie, unseren Körper, unser Mindset und unsere Psyche werden. Und dennoch ziehen wir unseren Alltag weiter durch, ignorieren vielleicht erste körperliche Symptome.  Aber wie gut wäre es, wenn wir in jüngeren Jahren eine Strategie entwickelt hätten, erfolgreich und recht unbeschadet durch solch turbulente Zeiten des Lebens kommen zu können? Was wäre es für eine Erleichterung und eine unermessliche Ressource,  die wir bereits aufgebaut hätten und auf die wir im Alter zurückgreifen könnten!

Je mehr positive Bilder vom Älterwerden in der Gesellschaft bestehen und wir so der nächsten Generation gute Vorbilder sind, desto selbstverständlicher wird das persönliche Handeln und der Umgang mit dem steigenden Lebensalter.

Die Weichen für ein gesundes zufriedenes Alter stellen Sie heute!

Kreieren Sie positive Bilder vom Älterwerden: Was wollten Sie immer schon mal machen oder ausprobieren? Wohin geht Ihr erster Urlaub nach Rentenbeginn? Wie möchten Sie leben, auf dem Land, in der Stadt oder am Meer? Wie sieht Ihr soziales Umfeld aus, sind Sie in einem Verein oder wollten Sie schon immer mal ein Instrument erlernen? Was braucht es dazu, um Ihre Ziele zu verwirklichen?

Dies sind Fragen, die sich nicht erst mit 67 Jahren stellen sollten, sondern heute! Fangen Sie gleich direkt damit an, es lohnt sich!

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