Wie so vieles im Leben fängt auch das Eisschwimmen im Kopf an. Ein positives Mindset und eine gute Vorbereitung sind entscheidende Faktoren für diesen Sport, der einen regelmäßig aus der Komfortzone katapultiert.
Beim Eisschwimmen werden tatsächlich Schwimmzüge ausgeführt, anders als beim Eisbaden, wo man in das kalte Wasser steigt und ein paar Minuten eher reglos verharrt. Die positiven Auswirkungen, die man mit Kälte in Verbindung bringt, erreicht man aber mit beiden Methoden.
Welche positiven Effekte können wir durch Kälte überhaupt erzielen und ist Eisschwimmen oder Eisbaden für jeden geeignet?
Große wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Eisschwimmen gibt es derzeit noch nicht, aber Studien über die vorteilhaften Reaktionen des Körpers, die durch Kälte erzielt werden können, schon. Und es gibt zahlreiche Aussagen und Berichte von Menschen, die die positiven Signale des Körpers und der Psyche nach dem Eisschwimmen deutlich an sich bemerken und daher regelmäßig in das kalte Wasser steigen.
Wer daran zweifelt, sollte einfach mal einen Vorher-nachher-Vergleich machen und den Menschen vor und nach dem Eisschwimmen ins Gesicht sehen. Jede und jeder steigt mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht aus dem Wasser und ist hinterher zufriedener als vorher.
Glücksgefühle, ausgelöst durch Endorphine und Adrenalin, sorgen dafür, dass man sich nach der Überwindung großartig fühlt. Das allein ist Grund für mich genug, bei richtig kalten Temperaturen regelmäßig schwimmen zu gehen: Diese Zeit morgens am See, am liebsten, wenn die Sonne langsam herauskommt und der See im Frost noch glitzert, das ist Freude pur. Es schafft eine sehr gesunde Verbindung zur Natur, die uns ansonsten manchmal im hektischen Alltag verloren geht.
Für Biohacker und Vertreter der Longevity-Bewegung ist ein regelmäßiges Kältetraining ein Muss, und es gibt zahlreiche Anhänger, die eine Eistonne in ihrem Garten stehen haben. Das Eintauchen in das Eiswasser ist zu einem festen Bestandteil ihrer Morgenroutine geworden – und dies vermutlich nicht ohne Grund.
Die konkreten Vorteile von Kälte bzw. des Eisschwimmens sind zahlreich:
- Eisschwimmen ist ein hervorragendes Gefäßtraining und wirkt sich positiv auf die Durchblutung aus.
- Dieses Gefäßtraining hat sogar bei manchen Eisschwimmern zusätzlich den Effekt, dass sie im Alltag weniger frieren und Kälte besser tolerieren können.
- Das Immunsystem wird ebenfalls trainiert und kann den Körper vor Infektionen schützen. Eischwimmer berichten, dass sie weniger Erkältungskrankheiten haben und sich insgesamt besser geschützt vor Infektionen fühlen.
- Eisschwimmen soll oder kann auch bei psychischen Erkrankungen unterstützen, da durch die Kälte Endorphine ausgeschüttet werden, die nach dem Schwimmen zu einem Anstieg von Glücksgefühlen führen. Auch das positive Gefühl, sich überwunden zu haben, stärkt die Resilienz.
- Das Hormonsystem wird ebenfalls positiv beeinflusst. Gerade für Frauen in den Wechseljahren, die unter Hitzewallungen leiden, kann das Eisschwimmen, aber auch das Eisbaden zur Entlastung beitragen.
- Spitzensportler steigen gerne nach einem intensiven Trainingsreiz in das Eisbad oder gehen in die Kältekammer. Dies soll Verletzungen vorbeugen und eventuelle negative Auswirkungen des harten Trainingsreizes auf die Muskulatur reduzieren.
- Auch Rheuma-Patienten werden regelmäßig animiert, sich in eine Kältekammer zu begeben, in der eine Temperatur von -110 °C herrscht, wodurch der Reiz natürlich um ein Vielfaches größer ist. Dadurch können entzündliche Prozesse im Körper günstig und positiv beeinflusst werden. Oft berichten Patienten nach ihrem Aufenthalt in der Kältekammer, dass sie über Stunden deutlich weniger Schmerzen haben und sich viel freier bewegen können.
- Mental Health: Eisschwimmen kann auch als Achtsamkeitsübung betrachtet werden, da die Konzentration auf die körperlichen Reaktionen hilft, sich seiner selbst wieder bewusster zu werden. Es hilft sehr gut beim Stressabbau, da der Kopf mit der Herausforderung der Kälte ausreichend beschäftigt ist.
Und das Gute ist: Man braucht keine große Ausrüstung. Schwimmzeug, Brille und Badekappe sind völlig ausreichend. Zur Sicherheit würde ich noch eine Schwimmboje empfehlen.
Bei allen positiven Auswirkungen dürfen aber auch die Risiken definitiv nicht unterschätzt werden. Vor der Aufnahme des Trainings sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Man sollte sich fit und gesund fühlen, anderenfalls vorher einen ärztlichen Rat einholen.
- Eisschwimmen sollte man nie alleine betreiben! Es kann immer die Gefahr einer Unterkühlung bestehen. Wichtig ist, sich langsam an das kalte Wasser zu gewöhnen und nie zu schnell einsteigen. Eine gute Vorbereitung ist ein Duschtraining, bei dem man mit der Zeit die Temperatur immer kälter einstellt. Ziel ist es zu lernen, die Atmung zu kontrollieren.
- Auch die Zeit sollte man im Blick behalten: Als Faustregel gilt eine Minute pro Wassergrad.
- Den Kopf schützen, d.h. eine Badekappe tragen und nicht mit dem Kopf voll eintauchen, da über den Kopf viel Körperwärme verloren geht.
- Im Anschluss sofort warme Kleidung anziehen und etwas Warmes trinken.
Habe ich Sie neugierig gemacht?
Vielleicht sehen wir uns demnächst am See, ich würde mich freuen!
Ihre
Stefanie Schwarz